Deutschlands Wirtschaft soll rosa werden?

Das Handelblatt titelte am Mittwoch, den 3. August 2011: "Deutschlands Wirtschaft soll rosa werden".
Demnach plant der Versicherungsriese Allianz die Arbeitsbedingungen von sexuellen Minderheiten zu verbessern: hier zum Artikel.

In vielen Vorstandsetagen stösst diese Initiative offenbar auf Verwunderung, denn ein Lufthansa-Sprecher wird zitiert: "Die sexuelle Orientierung eines Mitarbeiters geht das Unternehmen nichts an." Das klingt erst einmal einleuchtend, doch beim zweiten Hinschauen wird klar: die Mehrheit hat mit ihrem eigenen Verhalten keine Schwierigkkeit, und die Minderheit möge doch ihre Klappe halten: "Don't ask, don't tell"?!? Ganzheitliche Betrachtung hat sich nicht durchgesetzt. Schon einmal sagte eine exponierte Lufthansa-Vertreterin auf einem Diversity Kongress an der Uni Potsdam, für die Schwulen habe man schon genügend getan. Diversity Management?

Auch ein Volkswagen-Sprecher sagt: "Die sexuelle Orientierung spielt keine Rolle." Aber das heisst doch noch gar nicht, dass sich Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender sich im Unternehmen wohl fühlen und dass die Unternehmen nicht doh noch eine verstärkte Anstrengung unternehmen könnten, dass sich die Mitarbeiter mit Minderheitenstatus im Unternehmen noch wohler fühlen. Das wäre der Ansatz für ein effektives Diversity Management. Möglicherweise zeigen diese Statements, dass das wirkliche Diversity Management noch gar nicht verstanden wurde. Das wäre schade. Ein weiteres Indiz, dass Diversity Management nur bruchstückhaft und nicht ganzheitlich betrieben wird, liefert die Unternehmensstudie Studie des Völklinger Kreis vom Oktober 2011. Selbst Unternehmen und Organisationen, die sich der Charta der Vielfalt angeschlossen haben, lassen nach eigenen Angaben die Dimensionen der ethnischen Herkunft und der sexuellen Identität komplett ausser Acht. Weiteres, schlechtes und bedauernswertes Beispiel: hier.

Anders denkt "die Politik": Grünen-Chefin Claudia Roth, SPD-MdB Johannes Kahrs und Bayerns Wirtschaftstaatsekretärin Katja Hessel jedenfalls lobten den Anstoss, so das Handelblatt vom
4. August 2011 (Seite 4) . Die grüne Wirtschaftspolitikerin Kerstin Andreae wird zitiert: Die Allianz habe richtig erkannt, dass es sich auszahle, wenn sich ein Unternehmen personell breit aufstelle. - Diversity Management doch verstanden?

Volker Ostler.

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